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VUCA und in welcher Welt leben wir eigentlich (als Führungskraft)?

2. Oktober 2022

- von Google Trends, neuen Jobs und falschen Ablaufplänen

GOOGLE TRENDS 2021 - DEUTSCHLAND

Wenn ich wissen will, was uns Menschen im letzten Jahr so umgetrieben hat, dann schaue ich mir die Google Trends an. „Das war 2021 angesagt – Deutschland“ ist die Headline der Zusammenstellung, die mir Google bietet. Mich interessieren weniger die meistgegoogelsten Personen oder Schlagworte, sondern vielmehr die Fragen, die wir an die Suchmaschine stellen. Fragen sind doch die Ausgeburt unseres Entdeckergeistes, oder? Ohne Fragen keine Antworten, ohne Fragen keine Wissenschaften, ohne Fragen kein Weiterkommen.


Also mal sehen, was wir Deutsche 2021 wissen wollten. Was hat uns wirklich umgetrieben?

1.      „Warum geht WhatsApp nicht?“

2.      „Warum trägt Rüdiger eine Maske?“

3.      „Warum ist Dieter Bohlen nicht mehr bei DSDS?“

4.      „Warum geht Roblox nicht?“

5.      „Warum ist der Himmel gelb?“


So. Da wären wir jetzt. Das sind die Top 5 Warum-Fragen eines ganzen Jahres und eines ganzen Volkes. Uff. Wir sehen wie wichtig uns unsere Kommunikation ist. Mit aktuell fast 60 Millionen täglichen Nutzern in Deutschland ist WhatsApp ein Gigant der Social Media Kommunikation. Und wenn die App mal nicht will, dann regt sich bei uns der Forschergeist und wir fragen voller Entsetzen: „Warum??“.


Überraschend ist das alles bisher nicht, dennoch stören mich Antonio Rüdigers Maske und Dieter Bohlens DSDS-Abstinenz auf Platz 2 bzw. 3. Nicht, dass ich was gegen Fußball habe – gaaaanz im Gegenteil – und ebenso nicht, weil ich Bohlens Sprüchefeuerwerk für viele Wenigbegabte herabstufen möchte, sondern vielmehr, da es sich ausschließlich um Fragen nach Entertainment handelt – Platz 4 mit Roblox, eine Plattform der Gamesbranche im Übrigen ebenso.

Ist das wirklich alles, was wir wissen wollen? Warum gibt’s gerade keine Belustigung? Uff.


Zum Glück gibt es in den Google-Trends noch die Was- und die Wie-Fragen! Schauen wir mal rein:


Was-Fragen:

1.      „Was kostet ein PCR-Test?“

2.      „Was ist das Kuba-Syndrom?“

3.      „Was ist mit WhatsApp los?“

4.      „Was ist 2G plus?“

5.      „Was bedeutet rawr?“


Wie-Fragen:

1.      „Wie lange ist ein Schnelltest gültig?“

2.      „Wie alt ist die Queen?“

3.      „Wie lange dauert ein PCR-Test?“

4.      „Wie alt ist Thomas Gottschalk?“

5.      „Wie alt ist Helene Fischer?“


Uff. Beide Listen starten zunächst vielversprechend und verfallen dann wieder in alte Entertainment-Muster. Selbstverständlich trieb uns alle in 2021 das Coronavirus um und wir stellten Fragen bezüglich der Testangebote. Selbstverständlich ist auch hier WhatsApp dabei, weil es einfach unser wichtigstes Kommunikationsmedium geworden ist. Aber was zum Teufel ist denn mit uns los, dass uns das Alter von Promis so extrem fasziniert? Queen, Gottschalk, Fischer. „Nach dem Alter einer Dame fragt man nicht“, so heißt es, und diesen Kodex darf man ruhig auch bei Thomas Gottschalk anwenden!

Wir sehen, auch hier drehen sich die Fragen zu einem großen Teil um den Entertainment-Kosmos. Dort liegen die Dinge, die uns wirklich beschäftigen - im Entertainment. Da wird unser Forschergeist geweckt, da wollen wir Antworten suchen und finden - im Entertainment. Uff.


IN WELCHER WELT LEBEN WIR?

Es bringt mich zu der Frage: „In welcher Welt leben wir eigentlich?“. Ich könnte sie beantworten mit: „Wir leben in einer Welt, in der Forschungsgelder für die Entdeckung der Geburtsurkunde Helene Fischers zur Klärung ihres Alters und der zügigen Weiterleitung der Ergebnisse mittels WhatsApp bereitgestellt werden müssten.“ Uff.


Nein, im Ernst. Wir leben in einer stark technischen Welt, in welcher viele Fragen offen sind, viele Fragen aufkommen und ebenso viele Fragen auch gestellt werden dürfen. Die digitale Transformation lässt uns in eine neue Zeit aufbrechen. Alles verändert sich. Und wir stehen am Anfang dieses allumfassenden Wandels, doch fühlen wir uns doch eigentlich schon mittendrin. Und so sollten wir Fragen stellen und neugierig nach Antworten suchen. Und natürlich sollen wir uns mit Entertainment beschäftigen und auch in den Bereichen Fragen stellen, die uns belustigen! Aber wenn das alle tun und wenn es Trend ist, also eine aktuelle Entwicklung, die Rückschlüsse auf die Zukunft zulässt, dann gute Nacht, Freunde.


WIR LEBEN IN EINER VUCA-WELT

Aus der amerikanischen Militärsprache entstammt der Begriff „VUCA“. Dieser steht für (engl.) volatility (Flüchtigkeit), uncertainty (Ungenauigkeit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Mehrdeutigkeit) und beschreibt damit ein Terrain, welches schlecht einsehbar ist und in welchem Einsätze schwer planbar sind, da man die Folgen jeden Schrittes nur schwer einschätzen kann. Der Begriff wurde in den 90ern etabliert und mittlerweile gerne zur Beschreibung der heutigen, digitalen Welt verwendet, da eben auch unsere gesamte digitalisierte Welt nur schwer zu berechnen ist. Wir sammeln zwar immer mehr Daten, nur sinkt stetig die Halbwertszeit dieser Daten. So lassen sich Entscheidungen bezüglich der Zukunft auf immer weniger solide Grundlagen treffen.

Insbesondere für Führungskräfte stellen die vielen Variablen, die Unsicherheit über Entscheidungen und die Geschwindigkeit der Dinge große Herausforderungen dar. Es gibt kaum noch den einen goldenen Weg, den man beschreiten kann und man weiß, was dabei herauskommt. Die Weltwirtschaft und die Märkte sind vernetzt, alles hängt zusammen und geschieht in einem sehr hohen Tempo. Heute bricht ein furchtbarer Krieg aus und in Sekunden ist die gesamte Welt informiert. In Sekunden reagieren Menschen, Systeme und ganze Märkte. Auch im Mittelalter wurden Kriege geführt. Damals ritt nach Kriegsausbruch ein Bote durch Wiesen und Wälder, um wochen später anderorts Bescheid zu geben.


Die Veränderung hat es immer gegeben, nur die Frequenz der Veränderungsmomente, die uns alle betrifft, ist mit der globalen Vernetzung rasant gestiegen.


Wir merken also, dass unsere digitale, vernetzte und schnelllebige Welt viele Möglichkeiten für uns bereithält, aber auch einige Herausforderungen mitbringt. An späterer Stelle gehen wir genau darauf noch einmal ein und klären, was wir als Führungskraft tun können, um entspannt mit diesem rasanten Wandel umgehen zu können – Stichwort, die richtige Einstellung finden.

Für wen machen wir eigentlich Digitalisierung? Na für uns! Denn die Digitalisierung macht unser Leben einfacher: Bald müssen wir das Auto nicht mehr selbst steuern, wir werden gefahren –bequeme Sache. In Monheim (NRW) gibt es bereits selbst fahrende Busse. Aber wir müssen auch hierzu Fragen stellen, die tiefgründiger sind, als: „Kann ich dann Netflix gucken bei der Fahrt, weil ich muss ja nicht selbst lenken?“ Wir sollten uns mit den Fragen beschäftigen, wie weitreichend die Entscheidungen der Maschine gehen sollten? Wer übernimmt die Verantwortung, sollten Dinge oder gar Lebewesen durch den Fahrstil des selbst fahrenden Autos zu Schaden kommen? Und dies bringt uns zum nächsten Punkt: Jobs!

EINE(R) DER 3 LEITET MORGEN EIN UNTERNEHMEN


Wir leben in einer Welt, in der in Zukunft eine (r) der 3 morgen ein Unternehmen leiten wird. Eine junge Dame, ein junger Herr oder eine künstliche Intelligenz. Natürlich ist dies noch keine Praxis, aber technisch möglich wäre es. Wir können Maschinen entwickeln, die wunderbar kommunizieren und während des Kommunizierens immer weiter dazulernen. Es gibt viele Unternehmen, die keinen festen Sitz mehr haben, sondern aus Mitarbeitenden mit Laptops rund um den Globus bestehen und sich zu 90% über Projektmanagementsoftware austauschen, Aufgaben hin und her schieben, diese verwalten ohne sich die Hände schütteln zu müssen oder sich ein analoges Lächeln zu schenken. In diese Welt eine KI zu integrieren erscheint fast nur logisch.


SUBSTITUIERBARKEITSPOTENZIAL

Und wenn wir die KI installieren, fallen automatisch auch Aufgaben weg. Natürlich ist die Möglichkeit des Wegfalls von Jobs zunächst nicht zwingend auf Leitungsebene am größten. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, in der Produktion, bei Tätigkeiten, die wenig Notwendigkeit für Kreativität und flexibles Problemlösen besitzen, ist das sog. Substituierbarkeitspotenzial am höchsten. In 2019 veröffentliche das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit eine Stellungnahme zu den Ergebnissen einer ihrer Studien aus 2016[1]. Diese Studie zeigte, dass mehr als 50 Prozent aller im verarbeitenden Gewerbe sozialversicherungspflichtigen Tätigen (21,5 Prozent aller Sozialversicherungspflichtigen Deutschen) substituierbar wären. Das bedeutet natürlich nicht, dass nun durch die Digitalisierung wirklich die Hälfte all derer arbeitslos wird, sondern „nur“, dass hier ein Gewisses Potenzial besteht, die Tätigkeit durch die Maschine erledigen zu lassen. Die gleiche Studie prognostiziert ebenso, dass bis 2030 1,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland durch die Digitalisierung wegfallen könnten, aber genauso viele neue Berufe oder veränderte Berufsbilder entstehen. Tief durchatmen jetzt.

Ja, es betrifft in erster Linie Tätigkeiten in der Produktion. Aber nicht nur, denn Fachkräfte und Spezialisten können durch die fortschreitende Entwicklung wegdigitalisiert werden. Wir kommen gleich noch dazu.


NEUE JOBS

Im Zuge dieser Entwicklungen, in der Jobs verschwinden, entstehen aber auch ganz neue Berufsbilder. Hier eine kleine Auswahl:


Emoji-Übersetzer: Viele Emojis haben in anderen Ländern und anderen Kulturen andere Bedeutungen als hier in Deutschland. Schon heute werden Emoji-Übersetzer eingesetzt, um zu überprüfen, ob weltweite Werbekampagnen mit Emojis in allen Sprachzonen die gewünschte Message vermitteln. Zum Beispiel ist hierzulande das „Okay-Emoji“ (Daumen und Zeigefinger bilden ein O) das Symbol für „Super“, „Top“, „O.K.“. In anderen Ländern wird dieses Zeichen völlig anders aufgefasst. So ist es in der Türkei oder in Brasilien eine Beleidigung und mit dem hiesigen Mittelfinger vergleichbar.


Digital Mortician: Wir alle sterben. Aber unsere Daten leben weiter. Wer kümmert sich nach unserem Ableben um die ganzen Accounts und sensiblen Daten? Was wird aus einem Facebook-Profil, die gesendeten Nachrichten und, und, und? Der Bestatter für Digitales (nein, nicht der öffentliche Dienst), wird sich darum kümmern. Der Bund hat längst bestätigt, dass auch digitale Besitz eines Menschen vererbt wird. Habe ich keine Regelungen dafür getroffen, geht es an die nächste Generation. Kein Problem, will man meinen. Denke mal an einen vollgestopften Keller (d) eines Hauses. Dass deine Kinder das Haus erben ist eine super Sache, aber sollen sie gleichzeitig 7 Wochen Entrümpelung miterben? Der Bestatter für Digitales hilft und begleitet bei diesem Prozess im Vorhinein oder im Nachlassfall.


Maschinenethiker: Wenn die KI wirklich intelligent ist und Entscheidungen selbständig treffen soll, brauchen wir Menschen, die sich damit befassen, welche Entscheidungen ethisch O.K. sind und welche nicht. Wie „schlau“ und selbständig wollen wir unsere blechernen Arbeiter gestalten und wer trägt die Verantwortung für jene – sowohl die moralische als auch die rechtliche. Muss ich „blecherne Arbeiter“ gendern oder hat die Maschine hier keinen Anspruch auf Geschlecht? Fragen über Fragen.


WEITERBILDUNG ZÄHLT!

Was ist also wirklich wichtig, wenn die Welt sich rasend schnell verändert, sich Tätigkeiten wegdigitalisieren und Berufsbilder verändern? Weiterbildung! Bildung, Lernen, Weiterentwicklung – das ist von jedem einzelnen gefordert. Daher ist es toll, dass Du das hier liest und Dich mit diesem Thema beschäftigst. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, lebenslanges Lernen nicht nur als Floskel zu betrachten, sondern aktiv umzusetzen. Es sind neue Kommunikations- und Problemlösekompetenzen gefordert, so wie Resilienz, digitale Kompetenz und selbstgesteuertes Lernen. Die Bereitstellung von Weiterbildungsmöglichkeiten und das Bieten eines lernförderlichen Rahmens für die Mitarbeitenden sind Aufgaben einer zukunftsorientierten Führungskraft.

Und auch Du als Führungskraft musst dich weiterbilden. Denn ebenso Fachkräfte und Spezialisten können laufen Gefahr, wegdigitalisiert zu werden. Beispielsweise sind Gesetze und Verträge extrem plan-und automatisierbar.


Die Tätigkeit eines Anwalts ist zu einem großen Teil digitalisierbar und ebenso automatisierbar. Unsere Gesetze und die Prozesse des Rechtssystems sind ziemlich eindeutig, wir brauchen hier keine Menschen, die wie Maschinen Fälle abarbeiten. Maschinensachen können Maschinen besser als wir.


BRAUCHT UNS NOCH DIE ARBEIT?

Und da drängt sich die Frage auf: Brauchen wir noch die Arbeit, wenn die Arbeit uns nicht mehr braucht? Ja! Wir werden auch in Zukunft unsere Arbeit brauchen und es wird auch in Zukunft genügend Arbeit geben. Nur werden sich die Jobbeschreibungen verändern und der Fokus wird sich weiter verschieben:


Gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahrzehnten alles digitalisiert wird, was digitalisiert werden kann. Gehen wir davon aus, dass alles vernetzt werden wird, was vernetzt werden kann. Dann gehen wir auch davon aus, dass alles vielfach wertvoller werden wird, was eben nicht digitalisierbar ist. Und das sind die Basics unseres Menschseins: Empathie, Moral, Kultur (im Sinne von tausenden Jahren gesammelten und weitergegebenen Erfahrungs- und Gefühlswissen), Gruppendynamik, ein Wir-Gefühl, und, und, und.


Bezogen auf die Anwälte: Sei nicht die Anwältin oder der Anwalt, der per Hand die meisten Fälle nach Schema F bearbeiten kann mit seiner Kanzlei. Sei die Anwältin oder der Anwalt, der den direktesten und tiefgreifensten Zugang zu seiner Kundschaft hat. Sei die Anwältin oder der Anwalt, der hochsensibel und hochempathisch mit den Belangen der Menschen umgeht und in seiner oder ihrer Kanzlei einen Wertekodex lebt, welcher weit über die Fallbearbeitung hinausgeht.

Aber wie kommen wir dorthin? Wie können wir unserem Tun diese Tiefe geben und uns eben nicht vom „Entertainment“ der Welt ablenken lassen? Wieso sollte Arbeit wichtig sein, wenn uns die Arbeit immer weniger braucht?


VISIONEN

In einer digitalisierten Welt regiert die Geschwindigkeit und die Veränderung. Nochmal: Veränderungen hat es schon immer gegeben, nur erhöht sich durch die Digitalisierung und die globale Vernetzung die Frequenz der Veränderungsmomente. Früher gab es ein Telefon mit Wählscheibe oder Tasten. Diese Technik galt Jahrzehnte. Heute ist mein Smartphone innerhalb eines Jahres technisch veraltet. Nicht für mich persönlich, aber für den Konkurrenzmarkt in der Telekommunikationsbranche. In dieser digitalisierten, schnellen und sich wandelnden Welt, können wir uns immer weniger auf Masterpläne, fixe Prozessabläufe und Anweisungsprotokolle verlassen, da immer wieder Neues und Unbekanntes hervorkommt. Und es gibt wahrscheinlich wenig Fataleres, als starr an einem Ziel festzuhalten, wenn sich alle Rahmenbedingungen verändert haben. Übertragen auf den Job: Es gibt heute wenig Fataleres, als an einem Projektplan festzuhalten, obwohl sich alle Rahmenbedingungen geändert haben (lies dazu auch gerne meinen Blogbeitrag „Frust ist Einstellungssache“)


Visionen helfen uns, einen Leitstern zu finden, an dem wir uns im täglichen Tumult der Digitalisierung und der ständigen Erreichbarkeit orientieren können, ohne an Flexibilität einbüßen zu müssen. Wir können unserem Leitstern folgen und weiterhin agil auf neue Rahmenbedingungen eingehen.


Was ist eine schlechte Vision?

Eine schlechte Vision beschreibt Oberflächliches, Erwartbares und Selbstverständliches: Wir wollen stets optimale Qualität liefern, in jeder Situation für unsere Kunden da sein und jedes Jahr besser abschließen als im letzten. Bla bla. Das wollen wir alle.


Was ist eine gute Vision?

Eine gute Vision berührt unsere menschlichen Basics wie Empathie, Moral, Kultur, Zusammenhalt. Eine gute Vision hebt sich vom Erwartbaren ab. Eine gute Vision ist ambitioniert und heute nicht erreichbar oder überprüfbar, weil sie eben visionär ist. Eine gute Vision veröffentlichte zum Beispiel Microsoft im Jahre 1975, als viele Computer so groß wie ganze Kellergeschosse waren und auch nur dort untergebracht werden konnten. Es gab wenige Tischmodelle und diese konnten nur mit erheblichen Programmierkenntnissen bedient werden: Bill Gates sagte damals: „Unsere Firma basiert auf einer Vision, in welcher der PC auf jedem Schreibtisch und in jedem Haushalt steht und darauf, dass wir die Software dafür liefern können, mit der diese Vision Realität wird.“ Damals völlig unmöglich, in ihrer Vollbringung unüberprüfbar und dennoch berührend. Denn diese Vision spricht uns alle an.  Sie ist nicht ausgrenzend oder selektierend, sondern verbindend. Jeder Mensch, jeder Haushalt, ob arm oder reich, ob blau oder grün, soll dieses Highlight sein eigen nennen können und bedienen können. Einfach Schön.

Oder Wikipedia: „Stell Dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat.” Auch schön, weil es wieder verbindend und gemeinschaftlich wirkt.


Visionen sind wetterfest. Es können Veränderungen auftauchen, wie Wetterumschwünge, die Vision bleibt. Es kann Daten Leaks regnen, es kann Energieengpässe schneien, es kann ein Politik-Tornado über das Land fegen, aber die Vision bleibt. Sie bleibt und sie berührt die Menschen. Die Kunden, die Partner, aber vor allem auch die Mitarbeitenden. Schaffst Du es, dein Team an diese noch nicht überprüfbare, aber emotionale und zukünftige Realität glauben zu lassen, gehen sie mit Dir diesen Weg. Sie rennen vielleicht sogar vor und wollen wissen, was hinter der nächsten Kurve wartet. Vielleicht trödeln manche auch mal und hinken der Gruppe etwas hinterher. Aber sie folgen der Vision. Und das ist weit wertvoller, als wenn sie nur Dir folgen. Denn Du bist ein Mensch mit begrenzten Ressourcen. Du bist nicht wetterfest. Du bist vielleicht standhaft im Sturm und nicht aus Zucker und gehst auch im Regen raus für Deine Truppe, aber auch Du hast Grenzen. Die Ressourcen der Vision können unendlich sein.


So sagte einst Martin Luther King: „I have a dream!“ Er sagte nicht: „I have a Ablaufplan“. Langfristig erfolgreiche Ablaufpläne werden seltener, denn die Zukunft wird schwerer planbar (Erinnerung: VUCA). Daher bringen uns keine starren Projektpläne und Protokolle weiter, sondern agiles Arbeiten. Setze Dir und Deinem Team heute ein Ziel, welches aus heutiger Sicht sinnvoll ist und lauf los. Aber sprinte nicht mit Scheuklappen vor den Augen durch den Prozess, sondern integriere immer wieder Reflexionsstopps. Anhalten, analysieren, hinfallen, aufstehen, lernen, weitermachen, besser machen. Diese Abfolge ist erfolgsversprechender als jeder Ablaufplan.


WAS KANN ICH ALS FÜHRUNGSKRAFT NUN TUN?

Als Quintessenz des Beitrags, beantworte Dir selbst in 10 ruhigen und persönlichen Minuten die folgenden 3 Fragen:


1.      Verändert es sich und ich mich gleich mit?
Unterliegt Dein Job und Dein Umfeld einem Wandel? Was hat sich alles verändert? Bist Du offen für Weiterbildung und schaust regelmäßig über den Tellerrand hinaus oder – Hand aufs Herz – versuchst Du so viel wie möglich mit Schema F aus der Schublade zu bewältigen? Kannst Du Dir einen regelmäßigen Weiterbildungs-Slot in deinen Kalender legen? Hast Du zumindest Google-Alert für Dein Thema eingestellt?


2.      Kommuniziere ich eine Vision?
Kennst Du Deine persönlichen Antreiber, weswegen Du diesen Job machst? Was ist Dir wirklich wichtig als Führungskraft? Hast Du Dir einen Leitstern definiert, der genau das abbildet, wofür du als Vorgesetze(r), aber auch als Freund und Familienmensch stehen möchtest? Was ist Dir wirklich wichtig? Worauf würdest Du stolz sein, wenn Du und Dein Team das einmal erreichen würden – so verrückt es auch klingen mag.


3.      Bin ich flexibel oder ärgere ich mich fürchterlich, wenn meine Planungen umgeworfen werden? 
Kannst Du gut mit Veränderungen umgehen? Stehst Du auf, wenn Du hinfällst und hilfst auch KollegInnen wieder auf die Beine? Wie häufig bietest Du Anlass zur Reflexion im Job? Überprüft Ihr immer wieder Euren Kurs? Welche Learnings habt Ihr als Team letzte Woche, letzten Monat, letztes Jahr gemacht?

 

Alles Gute und viel Erfolg ;)






 
[1] https://doku.iab.de/stellungnahme/2019/sn1119.pdf

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